Psychogramm eines Pokerbetrügers
Überall wo es Geld zu verdienen gibt, kommt es auch zu Schwindel und Betrug. Aggressive und lästige Schmeißfliegen, die ein Greul und Ärgernis für jeden ehrlichen Spieler sind. Beim Pokern hat sich versuchter Betrug so etabliert, dass viele schon keinen Unterschied mehr zwischen regulären Taktieren und Betrug sehen. Sie denken, ein gewisser Teil des Pokerspiels beinhaltet ja sowieso einige Täuschungen. Bluffen, um die Gegenspieler zu übertreffen, den Wert der Hand geheim halten, damit die anderen noch mehr Geld in den Pot werfen usw.. Wer will, findet schnell seine geeignete Entschuldigung, und jeder der schon an diversen (privaten und Turniere) Pokerrunden teilgenommen hat, weiß, dass das Pokerspiel kuriose Gestalten, Schwindler, Betrüger und undurchsichtige Typen magisch anzieht.
Doch wie ticken eigentlich Spielbetrüger? Wie werden sie Pokerbetrüger? Was motiviert sie? Welche Gedankengänge spielen sich in ihren Gehirnen und in ihrer Psyche ab?
„Meine erste Erfahrung zum Betrug war nicht ausgedacht. Es war nicht geplant, es … geschah einfach irgendwie.“ In seiner Gerichtsverhandlung begann der überführte Poker-Betrüger Randy P. aus Oakland, CA. mit diesen Worten sein Verhalten zu erklären. „Es begann bei meinem regelmäßigen Spiel im Haus eines Freundes, und dieser eingebildete Kerl neben mir, war dabei, fast jeden Pott zu gewinnen. Meine Chips wurden immer weniger und als er wieder in die Mitte des Tisches griff, um seinen Gewinn-Pott einzuziehen, ließ ich einfach meine Hand unter seine Achselhöhle gleiten und schnappte mir einige Chips. Ich dachte mir nichts dabei. Ehrlich gesagt, ich hatte ein gutes Gefühl. Es war wie im Rausch.“
Dies war der Moment in dem ein neuer Poker-Betrüger geboren wurde. In den folgenden Monaten, nachdem er durch den unbemerkten Diebstahl einiger Chips sein erstes Erfolgserlebnis als Betrüger erfahren konnte, lernte und verbesserte Randy neue Betrugstechniken, lehrte einem Partner, wie er sich seinen betrügerischen Handlungen anschließen kann und erschlich auf diese Art große, unehrlich erworbene Gewinne.
Psychologie des Betrügers: Der Tatendrang
Ja, ein Betrüger ist selbstverständlich auch an dem Besitz von Geld interessiert. Aber häufig ist nicht das Geld, die ihn am meisten beeinflussende Motivation. Der ihn vor allem dominierende Charakterzug zeigt sich in seinem ausgeprägter Sinn für Konkurrenz. Er will unbedingt siegen, seine Mitspieler ausstechen und bezwingen, und dafür ist ihm jedes Mittel recht „Für mich scheint es keine Auswahlmöglichkeit zu geben. Ich muss unbedingt gewinnen.“ erklärte sich ein Betrüger unter einem Pseudonym in einem Poker-Chat-Forum. „Wenn meine Chips niedrig sind, kann ich das nicht ertragen. Ich werde in einen panischen Zustand versetzt. In diesem Moment würde ich alles tun, um sie zurückzubekommen, um wieder zu gewinnen.“
Dieses tief in ihrem Innern verwurzelte Bedürfnis, zu gewinnen, bestimmt die Psyche der meisten Betrüger. Eine besondere Bedeutung besitzen dabei ihre Chip-Stapeln. Die Chips symbolisieren nicht nur Geld, sondern dazu Macht, Kontrolle, und Selbstwert. Der Verlust von Chips bedeutet den Verlust der Selbstsicherheit. Dieser Angriff auf ihre Psyche verursacht ein Unbehagen, die den Betrug nicht nur attraktiver gestalten, sondern nahezu verpflichtend ist, um Selbstzweifel und Unsicherheit zu verdecken.
Die Rechtfertigung
Um ihr gelegentlich auftretendes Gewissen zu entlasten, neigen Betrüger dazu sich gegenüber sich selbst zu rechtfertigen. „Ich hätte sie sowieso auf lange Sicht geschlagen“, gehört zu den beliebtesten Ausreden. „Mein Betrug hat diesen, sich sowieso ergebenden Verlauf nur beschleunigt.“
Ihr dürft nicht glauben, dass Betrüger nie mit Scham und Schuld konfrontiert werden. Je stärker sich diese Gefühle in ihnen aufbauen, umso intensiver gestalten sich die inneren Abwehrmechanismen, die dem entgegenwirken. „So ein großes Ding ist es nun auch wieder nicht. Ich betrüge nicht, um einen riesigen Betrag oder irgendetwas zu gewinnen. Die Kerle, mit denen ich spiele, können sich leisten, das Geld zu verlieren, sonst würden sie nicht spielen.“ Und dann der Klassiker: „Hey, das geschieht überall! Nicht nur beim Spiel, schaut euch nur die Wirtschaft und Politik an!“
Diese Rechtfertigungen helfen dem Betrüger zu glauben, dass eigentlich nichts Falsches in seinem Verhalten liegt. Häufig wandeln sich dann die vorher noch vereinzelt auftretenden Schamgefühle plötzlich in Stolz. „Ich bin so gut, ich bin so schlau! Solch einen intelligenten Betrug muss man erst einmal fähig sein umzusetzen.“
Die Poker-Betrüger haben es erreicht, in ihrem Selbstbild ihr Image zu verändern. Jetzt sehen sie sich nicht mehr als Betrüger. Jetzt empfinden sie sich als besonders intelligent, als ausgebufft und gerissen. Jetzt fühlen sie sich zu dem erhoben, zu dem sie ihre ganze Psyche hindrängt. Sie sind die Sieger!
Nein, sie sind und bleiben erbärmlich! Aber lest wie sich die Denkprozesse der Poker Betrüger weiter gestalten.
Es ist keine so große Sache. Ich betrüge nicht, um eine große Menge oder so etwas zu gewinnen. Die Jungs, mit denen ich spiele, können es sich leisten, das Geld zu verlieren, sonst würden sie nicht spielen.
Pokerspieler – ein einsamer Wolf? Nicht beim Betrug!
Grundsätzlich ist, nein sollte, Pokern ein individuelles Spiel sein. Viele Poker-Spieler sind mit dieser Situation jedoch überfordert, und ertragen es nur schwer Stunden und Stunden still am Tisch zu verbringen. Einsamkeit, Langeweile, Ausgebrannt sein bedecken und verdecken den Genuss und die Freude, die ursächlich der Antrieb für ihr Pokerspiel war.
Beim Betrug jedoch, besitzen sie plötzlich einen Partner. Es ist für mich erstaunlich, allerdings erwiesen, dass Poker-Betrüger selten alleine arbeiten. Sie besitzen häufig Partner. Partnerschaften die nicht kurzfristig angelegt sind, sondern die (bei gemeinsamen Erfolg) andauern und die mehr und mehr Zeit damit verbringen, ihre betrügerischen Fähigkeiten zu vervollkommnen. Man sieht sich als verschworene Gemeinschaften, die sich intern auch einmal gerne mit einem hochtrabenden Namen titulieren, wie „The Broker“. Eine sprachliche Konstruktion, mit der sie sich noch einmal verstärkt zum Ausdruck geben, dass sie sich nicht als gewöhnliche Kleinkriminellen sehen, sondern sie gehören zu den ganz Schlauen. Sie „broken“, sie sind vergleichbar mit den großen Börsenhändlern. Gemeinsam berauschen sie sich an dem Gefühl andere betrogen zu haben. Sie tauschen sich bis tief in die Nacht telefonisch über ihre Erfolgserlebnisse, über ihre Gewinne und den ihnen jetzt möglichen Konsum aus. Keine Langeweile mehr, keine Einsamkeit! Nein, das macht Spaß.
Teamwork und Kameradschaft bilden sich in jedem außerhalb der normalen Gesellschaft stehenden Netzwerk, somit auch bei den Betrügern. Ihr gemeinsames Ziel erlaubt eine spezielle Bindung, ähnlich wie bei einer Mannschaft beim Sport. Das erzeugt ein spezielles Niveau der Behaglichkeit, die den Betrügern hilft ihre, für jeden ehrlichen Spieler zutiefst ärgerlichen und lästigen, Gewohnheiten beizubehalten. Aber es geht noch weiter! In der Zwischenzeit bestehen schon Online-Foren in denen sich die Betrüger prahlerisch austauschen. Wenn man diese Foren liest, kann man wirklich glauben, dass sich viele auf einer Mission sehen um etwas Großartiges zu erreichen. Das sind nicht mehr nur Betrüger, das sind auch Spinner!
Nur ein Absturz verändert etwas!
Sie können sich niemals sicher fühlen. Und das ist auch gut so. Genauso wie, das gerade bei Kartenbetrug im Bekanntenkreis eine weitreichende Ächtung erfolgt. Für einen Studenten z.B., der beim Austeilen der Karten während eines Spiels an der Universität betrog und erwischt wurde, waren die Folgen gravierend. Distanziertes Verhalten der Freunde, Ausschluss aus der Studentenverbindung, jede weitere seiner schriftlichen Arbeiten und Prüfungen an der Universität haftete der Makel des Betrugsverdachtes an. Ihm blieb keine andere Alternative! Um sich in seinem sozialen Umfeld zu rehabilitieren, musste er alle seine betrügerischen Verhaltensweisen ablegen. Es gestaltete sich für ihn so schwierig beim Pokern nicht mehr in die Gewohnheit eines Betruges zurück zu fallen, dass er Pokern nur aufgeben konnte. Alleine, wenn sie zumindest eine extreme negative Lektion erlebt haben, findet bei fast allen Betrügern ihr Betrug erst ein Ende.
Also erkennt sie, benennt sie als das was sie sind – Betrüger – ! Toleriert Ihr Verhalten niemals als leichte Charakterschwäche sondern erteilt Ihnen Lektionen, sonst ändern Pokerbetrüger ihre Einstellung nie.
Harald Pia
Harald Pia is a well-known author in the industry and a managing share holder in Lady Hammer Casino. He is also a professional boxing manager!
Die Stimme der Spieler, Magazin Ausgabe 9, Artikelliste

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